Die Fernsehwelt in Deutschland besteht aus öffentlich-rechtlichen, privaten und Pay-TV-Sendern. Dabei finanzieren sich die Sender höchst unterschiedlich. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender (ARD, ZDF, Dritte Programme) ziehen von jedem Fernsehzuschauer GEZ-Gebühren von monatlich 17,50 Euro ein. Somit sind sie auch eine Art Pay-TV, werden nur nicht offiziell so bezeichnet. Noch ein Unterschied besteht zu Pay-TV-Sendern: hier hat der Zuschauer die Wahl, ob er das Angebot nutzt. Zusätzlich fließen noch Werbeeinnahmen in öffentlich-rechtliche Kassen. Die Privatsender hingegen finanzieren sich ausschließlich über Werbeeinnahmen. Pay-TV-Sender haben eine duale Finanzierung. Sie kassieren vom Zuschauer monatliche Gebühren und finanzieren sich zusätzlich über Werbeeinnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Die bedeutendsten Pay-TV-Sender
Pay-TV befindet sich im Umbruch wie die gesamte Medienlandschaft. Das Fernsehverhalten verändert sich ebenso, wie das Leseverhalten. Heute warten nur noch wenige darauf, dass ihre Zeitung morgens im Briefkasten landet. In diesem Umbruch steckt auch das Fernsehen. Die jüngere Generation lässt sich keine Fernsehzeiten mehr diktieren. Sie schauen, wann sie wollen. Daher befinden sich Streaming-Dienste und IPTV auf dem Vormarsch. Aktuell können Fernseh-Junkies etwa 108 Pay-TV-Programme sehen. Den Markt teilen sich im Wesentlichen die “Big 4” untereinander auf: Sky Deutschland, Vodafone GigaTV, Magenta TV und Unitymedia. Allerdings drängen immer mehr IPTV-Anbieter auf den Markt.
Bei den sich rasch verändernden Konditionen ist es ratsam, flexibel zu bleiben. Ändern sich beispielsweise die Übertragungsrechte von Sportsendungen, möchte der Abonnent vielleicht sein Pay-TV-Abo kündigen. Dabei hängt die Kündigungsfrist von der Vertragslaufzeit ab. Waren es vor ein paar Jahren noch 12 bis 24 Monate, so sind heute problemlos Monats-Abos oder Einzeltickets möglich. Dabei muss der Abonnent nur darauf achten, die im Vertrag festgelegte Kündigungsfrist einzuhalten.
Empfangsarten für Pay-TV-Sender
Platzhirsch im Pay-TV-Sektor ist nach wie vor Sky Deutschland. Wer live Bundesliga anschauen möchte, kommt um Sky nicht herum. Allerdings möchte sich Sky ein breiteres Standbein schaffen und produziert daher auch eigene Serien, wie “Babylon Berlin” und “Das Boot“. Welchen Pay-TV-Sender der Konsument letztendlich auswählen kann, hängt auch von der Empfangsart und vom Wohnort ab. Die am meisten verbreiteten Empfangsarten sind Kabelfernsehen (DVB-C) und Satellitenfernsehen (DVB-S). Existiert Kabelfernsehen am Wohnort, hat der Konsument die Wahl zwischen Kabel Deutschland (Vodafone), Unity Media (NRW, Hessen) und Kabel BW. Mehr freie Sender empfängt der Fernsehzuschauer via Satellit. Beide Empfangsarten haben ihre Vor- und Nachteile.
Sowohl für Kabelfernsehen als auch für Satellitenfernsehen benötigt der Nutzer einen Digitalreceiver. Dieser dient der Dekodierung digital übertragener Dienste (DVB-Format). Der Receiver ist entweder im Fernseher integriert oder ein selbständiges Gerät (Set-Top-Box). Für Kabelfernsehen wird eine monatliche Gebühr fällig, dafür spart sich der Nutzer die Satelliten-Schüssel. Bei schlechtem Wetter sichert Kabelfernsehen noch die Übertragung, die SAT-Schüssel hingegen benötigt freie Sicht zum Satelliten. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei Kabelanschluss auch gleichzeitig Internet- und Telefonanschluss genutzt werden kann. Satelliten-Fernsehen bietet eine große Senderauswahl, sehr gute Bild- und Tonqualität und bisher noch keine monatlichen Kosten für die öffentlich-rechtlichen Programme. Zudem ist kein Vertragsabschluss mit einem Kabelnetzbetreiber notwendig. Es bleibt bei einer einmaligen Investition in eine SAT-Anlage, ihre Installation und Verkabelung.
Eine alternative Empfangsart ist das Internetfernsehen (IPTV). Der Fernsehzuschauer empfängt sein Programm über das Internet. Momentan spielt IPTV noch keine große Rolle. Bei den nachfolgenden Generationen kann sich das jedoch ändern. Aktuelle Anbieter sind Vodafone und die Deutsche Telekom. Damit die Endgeräte das Datenvolumen empfangen und verarbeiten können, ist ein DSL-Anschluss unerlässlich. Die Übertragungsrate sollte dabei so hoch wie möglich sein, auf jeden Fall über 50 Mbit pro Sekunde. Zur Übertragung an den Fernseher benötigt der Nutzer eine Set-Top-Box. IPTV bietet mehr Programme als Kabelfernsehen. Sein Trumpf ist die Interaktivität. Der Nutzer kann sich seine Sendung nach Stichwort oder Genre aussuchen. Praktisch sind zudem die On-Demand-Angebote. Völlig unabhängig von Sendezeiten zieht sich der Nutzer seine Sendung. Monatliche Zusatzkosten entstehen für die IPTV-Pakete nicht.
Wer Wert auf eine große Bandbreite an unterschiedlichen Sendern legt, für den ist der Satellit die beste Empfangsart. Pay-TV kann mit allen genannten Arten empfangen werden. Alles was der Nutzer dafür braucht, ist ein Digitalreceiver mit einer Smartcard (Decoder).
Die Big 4 Pay-TV-Sender im Vergleich
Die Entscheidung für einen Pay-TV-Sender fällt nach den Anforderungen des Konsumenten. Einer der Hauptgründe ist, dass nicht alle Bundesliga- oder Champions-League-Spiele frei empfangbar sind. Jeder Pay-TV-Sender bietet dabei Pakete an, die der Nutzer buchen kann. Wo die Schwerpunkte und Unterschiede sind, erläutern wir nachfolgend. Dabei konzentrieren wir uns auf die Big 4: Sky Deutschland, Vodafone GigaTV, Magenta TV und Unitymedia Horizon TV.
Sky Deutschland
Sky Deutschland (ehemals Premiere) ist nach wie vor der größte Pay-TV-Sender. Sky kann über Kabel, Satellit und IPTV empfangen werden. Der Sender bietet mehrere Sparten an. Sky Klassisch umfasst dabei vier Pakete (Entertainment, Cinema, Bundesliga und Sport). Die Monatspakete einzelner Sparten liegen überwiegend bei 9,99 Euro. Meistens gibt es ein Aktions-Angebot mit 4,99 Euro im Monat, danach zahlt der Nutzer 9,99 Euro. Je mehr Sparten der Nutzer wählt, umso teurer wird es. Zusätzlich bietet Sky einen Streamingdienst über Sky Ticket an. Mit Sky Q besteht die Möglichkeit, Filme aufzunehmen und auf Abruf anzuschauen. In Sky Q sind zudem Filme und Serien von Netflix enthalten, ebenso viele Mediatheken. Monatlich werden dafür 19,99 Euro fällig (14,99 Euro im ersten Jahr).
Vodafone GigaTV
Vodafone GigaTV kann über den Kabelanschluss oder das Internet empfangen werden. Dabei bietet Vodafone verschiedene Pakete an. Im Paket GigaTV inkl. HD Premium sind 113 Sender in SD-Qualität und 75 Sender in HD-Qualität enthalten. Die kleineren Pakete umfassen weniger Sender. HD-Qualität kann für 9,99 Euro im Monat dazu gebucht werden. Die Preise liegen zwischen 9,99 Euro und 14,99 Euro im Monat. Am günstigsten ist das Basic TV-Paket für 3,99 Euro monatlich. Zusätzlich bietet Vodafone eine GigaTV-App an für 9,99 Euro im Monat.
Telekom Magenta TV
Telekom Magenta TV kann über Satellit und das Internet empfangen werden. Die Telekom bietet öffentliche und private TV-Sender, Sport und eine Mediathek mit Serien, Filmen und Dokumentationen. Magenta TV ist mit Sky kombinierbar. Die angebotenen Pakete Magenta TV, Magenta TV Plus und Magenta TV Netflix unterscheiden sich in der inkludierten Anzahl an HD-Sendern. Das günstigste Paket startet bei 44,95 Euro im Monat, das mittlere liegt bei 49,95 Euro und das Netflix-Paket kostet 58,95 Euro im Monat. Die ersten 6 Monate sind jeweils rabattiert.
Unitymedia Horizon TV
Unitymedia gehört zu Vodafone. Horizon TV ist nur über den Unitymedia Kabelanschluss zu empfangen oder über das Internet. Unitymedia bietet ein Entertainment-Paket an. Dazu gehören Live-TV, zeitversetztes Fernsehen, Apps, TV-Mediatheken, private Sender in HD. Dafür werden monatlich 9,99 Euro fällig. Zum Paket können noch Optionen dazu gebucht werden. Die Option Allstars beinhaltet die Pakete Series & Movies, Sports und Docu für 11,99 Euro monatlich. Das Paket Horizon Go umfasst Mediatheken und Online-für unterwegs (Apple AirPlay ist möglich) für 4,99 Euro monatlich. Zudem gibt es die Option Sky mit den Paketen Bundesliga, Sport und Film für 39,49 Euro monatlich.
Die Pay-TV-Sender im Wandel der Zeit
Sky Deutschland war jahrelang der Platzhirsch bei den Pay-TV-Sendern. Das lag auch daran, dass sich der Sender immer die Champions-League-Rechte sicherte. In jüngster Vergangenheit erhielt Sky Konkurrenz von DAZN und Amazon. Der Streamingdienst bietet internationalen Sport per Stream und auf Abruf. Dafür werden 10 Euro im Monat fällig. Ab der Saison 2021/2022 wird Sky die Champions-League nicht mehr übertragen. Die Rechte haben sich DAZN und Amazon gesichert. Das ZDF überträgt die Endspiele 2022 bis 2024.
Auch im Unterhaltungssektor droht Sky Ungemach. Im Streaming-Bereich liegt die Zukunft und hier dräng(t)en zwei Giganten auf den Markt: Apple TV+ und Disney. Apple betrat im November 2019 ein Feld, auf dem es bisher nicht tätig war. Konzentrierte sich das Unternehmen bislang auf die Endgeräte und die entsprechende Software, liefert es nun Inhalte. Genau genommen sind es neun Formate zum Preis von 4,99 Euro monatlich. Dabei ist Apple TV+ für iPhone-Besitzer im ersten Jahr kostenlos. Inwiefern die Formate vom Publikum angenommen werden, wird sich zeigen. Im Prinzip ist es nichts Neues, was Netflix ohnehin schon anbietet: Serien, Comedy, Kinder- und Jugendserien, ein Dokumentationsfilm sowie eine Literaturshow von Oprah Winfrey.
Etwas einfacher als Apple dürfte es Disney+ haben. Der Entertainment-Riese kann aus dem Vollen schöpfen, was Inhalte betrifft. Zeichentrick-Klassiker stammen aus Disneys Feder, wie Mickey Mouse und DuckTales. Im Action-Bereich gehören die Giganten Marvel und Star Wars zum Disney-Konzern. Angeblich wird Disney+ mit über 500 Filmen starten. Der monatliche Preis ist noch nicht veröffentlicht, soll aber bei knapp 7 Euro monatlich liegen. Disney+ soll etwa Mitte 2020 in Europa starten. Derzeit lässt Disney alle Verträge mit Kooperationspartnern auslaufen. Die perfekte Vorbereitung für die eigene Ausstrahlung.
Wachsender Streaming-Bereich – welche Rolle spielt Sky?
Die erfolgreichen Streaming-Kanäle machen es vor: Pay-TV geht auch einfach. Sie konzentrieren sich auf erfolgreiche Sparten und halten ihr Angebot günstig. Keine komplizierte Auswahl unterschiedlicher Pakete und Zusatzoptionen. Der Kunde entscheidet sich, ob er HD oder UHD möchte und wählt die Anzahl seiner Endgeräte aus. Netflix startet preislich bei 7,99 Euro monatlich. Mit HD liegt der Preis bei knapp 14 Euro. Amazon verlangt für Prime inklusive Video ebenfalls 7,99 Euro. Sky hinkt da noch gewaltig hinterher. Entscheidet sich der Nutzer für alle vier Pakete, berappt er stolze 69,99 Euro. HD-Auflösung ist da noch nicht mitgerechnet. Dafür nimmt Sky nochmals 9,99 Euro. Knappe 80 Euro monatlich für hauptsächlich Film- und Serien-Wiederholungen. Sky muss sich bewegen, wenn es künftig eine führende Rolle im Pay-TV-Bereich spielen möchte.
Sky hat zwar den Schritt in den Streamingbereich gewagt, das Angebot ist allerdings übersichtlich. Fußball-Streams sind in der Sky App schlichtweg nicht vorhanden, Fehlermeldungen eher die Regel als die Ausnahme. Zudem klafft zwischen der schönen Werbewelt von Sky und der Realität noch eine Lücke. Um die neuesten Kinofilme früher als auf Privatsendern zu sehen, braucht es eine Zusatzoption: Sky Select. Damit ist sichergestellt, dass der Zuschauer die Filme nach dem Kinostart, spätestens mit dem DVD-Start sieht. Selbst Sportveranstaltungen und Musikkonzerte sind damit ohne die einzelnen Pakete zu empfangen. Der Nutzer wählt zwischen 9 Select-Sendern wie Adrenalin, HD und Blue Movie. Zudem stehen für Großveranstaltungen Select Event A (Konzerte) und Select Event B (Events) zur Verfügung. Der Einzelabruf kostet in der Regel 4 Euro, für HD fallen etwa 6 Euro an und für Events etwa 15 Euro.
Pay-TV – wie sieht die Zukunft aus?
Eine Glaskugel, um in die Zukunft zu schauen, hat keiner. Dennoch sind Trends erkennbar. Sie zeigen, wie sich der Markt entwickeln wird. Streaming-Angebote nehmen zu. Das liegt teilweise am günstigen monatlichen Preis von etwa 7 Euro. Andererseits wählt der Nutzer unter einem immensen Angebot zu seiner gewünschten Zeit. Marktführer Sky hat den Trend erkannt – das ist unstrittig. Dafür gibt es Sky Ticket und Sky Q. Doch bedeutet der Boom der Streaming-Dienste auch das Aus für die linearen TV-Kanäle? Wohl kaum. Interessant sind Streaming-Dienste bei Filmen und Serien. Da ist es im Prinzip egal, wann sie angeschaut werden. Wer jedoch die Spannung eines Live-Events miterleben möchte, schaut zur entsprechenden Zeit. Das gilt für Live-Sportübertragungen, wie Fußball-WM, Champions-League, Olympia ebenso wie für Konzerte.
Für alle TV-Sender und Streamingdienst-Anbieter bleibt der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Zuschauers – und das in einer reizüberfluteten Zeit. Hier ist die Kreativität der Macher gefragt, Inhalte zu liefern, die das Publikum begeistern. Dass dies möglich ist, machen Netflix und Co. vor. Die Zukunft wird demnach in einer Kombination aus attraktiven linearen Inhalten und On-Demand-Angeboten für alle Zielgruppen liegen. Letztendlich entscheidet der Kunde, welches Angebot er nutzt. Auch hier nimmt die Flexibilität zu mit monatlich kündbaren Angeboten. Fühlt sich der Kunde mit einem Angebot nicht mehr wohl, wechselt er zum nächsten. Dabei greift die jüngere Generation ohnehin auf verschiedene Angebote zurück. Je günstiger die Preise, um wahrscheinlicher ist es, dass Konsumenten sich nicht nur auf einen Pay-TV-Anbieter festlegen.
Die Herausforderung bleibt für Pay-TV-Sender und freie Sender gleich. Wem es gelingt, interessante Inhalte für alle Endgeräte zu bieten, wird die Aufmerksamkeit der Konsumenten erhalten. Wer weiß, vielleicht hat der Konsument auch irgendwann genug davon, Filme und Serien aus der Konserve zu erhalten. Irgendwann gibt es dann vielleicht das Comeback der live ausgestrahlten Samstag-Abend-Show, die alle Familienmitglieder in ihren Bann zieht. Dann gibt es wieder ein gemeinsames Familienerlebnis vor dem Fernseher. Kinder schauen gemeinsam mit ihren Eltern und streamen nicht allein in ihrem Zimmer. Eine Vision, ein Traum oder Utopie – das wird die Zukunft zeigen.