Frequenzen sind in Deutschland extrem teuer. Die regelmäßige Frequenzversteigerung im Mobilfunk – bei der Anbieter Milliarden ausgeben, um ein paar Frequenzplätze bei der Bundesnetzagentur zu ergattern – macht dies deutlich.
Beim Kabel- und Antennenfernsehen verhält es sich ähnlich. Hier sind die Frequenzbereiche ebenfalls rar und so müssen analog besetzte Plätze den digitalen in Zukunft weichen. Zwei große Kabel-TV-Provider arbeiten bereits daran, das analoge Fernsehen langfristig abzuschalten. Was genau auf uns zukommt und welche Hindernisse noch zu meistern sind, erfahren Sie nun hier bei uns.
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Unitymedia will Pionier sein
Im Bereich des Kabelfernsehens will der Anbieter Unitymedia sein Analog-Angebot in NRW, Hessen und Baden-Württemberg wellenartig abschalten.
Der Grund für diese Wellen liegt in der Kundenbetreuung. Beim westdeutschen Anbieter gehe man von einer Vielzahl telefonischer Anfragen direkt nach der Abschaltung aus. Durch die zeitliche Aufteilung können diese Anfragen dann auch realistischer bewältigt werden. Als erster Kabel-Anbieter soll Unitymedia Ende Juni dieses Jahres dann kein Analog-Fernsehen mehr anbieten. Lediglich das UKW-Radio-Signal via Kabel bleibt vorerst analog erhalten.
Vodafone lässt sich Zeit
Nach der Übernahme von Kabel Deutschland ist Vodafone der größte deutsche Kabel-Versorger und lässt sich dementsprechend auch viel Zeit bei der Abschaltung des Analog-TV. Erst im Jahr 2019 soll Vodafone mit der Abschaltung in Bayern und vielleicht noch Sachsen beginnen. 2025 soll dann aber spätestens Schluss mit analog sein – auf dieses Jahr haben sich die Landesregierungen und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) jedenfalls geeinigt. Außerdem geht man bei Vodafone davon aus, dass noch einige Kunden tatsächlich analog fernsehen. Diese Kunden müssen noch auf digitale Produkte gestimmt werden.
Warum muss Analog-TV überhaupt weichen?
Der wirklich entscheidende Grund ist der Platz- und Kostenfaktor. Der Frequenzbereich, auf dem momentan noch analoge Inhalte gesendet werden, nimmt enorm viel Platz weg. Und solange können auch keine digitalen Programme in diesem Bereich gesendet werden. Um es mal zu verdeutlichen: Auf einem analogen Kanalplatz können je nach Auflösungsstufe bis zu zwölf Digitale TV-Programme Platz finden. Es ist also im Prinzip eine Ressourcenverschwendung für Anbieter, denn die Frequenzbereiche, auf den gesendet werden darf, sind begrenzt und kosten Geld.
Außerdem sollen in den freigelegten Frequenzbereichen auch die Internet-Angebote von Unitymedia und Vodafone weiter ausgebaut werden. Speziell Unitymedia will den bereits im letzten Jahr vorgestellten Standard DOCSIS 3.1 (Data Over Cable Service Interface Specification) in seinem Internet-Flatrate-Angebot verankern. Mit DOCSIS 3.1 sollen Geschwindigkeiten von bis zu 10 GBit/s im Downstream und bis zu 1 GBit/s im Upstream möglich sein. Das wäre nicht nur eine Revolution des Internetempfangs im privaten Bereich, sondern auch erstmal ein Alleinstellungsmerkmal von Unitymedia. Auch die Kunden profitieren natürlich ganz klar von schnelleren Datengeschwindigkeiten und einem höheren Digital-TV-Angebot. Die tatsächlich technische Umstellung würde allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen und nicht direkt nach der Abschaltung erfolgen. Wir rechnen aber damit, dass man sich bei Unitymedia im Hinblick auf die Konkurrenz nicht zu viel Zeit dafür lassen will.
Probleme für eingefleischte Analog-Zuschauer
Auch wenn Technik-Nerds und Digital-Liebhaber sich auf die Umrüstung und die neuen Möglichkeiten freuen, gibt es noch einen nicht unerheblichen Anteil – wahrscheinlich eher älteres Publikum – der diese Freude nicht teilen kann. Denn TV-Zuschauer mit alten Fernsehgeräten, die nur einen Analog-Tuner besitzen, müssen jetzt für neue Geräte sorgen, damit sie überhaupt noch fernsehen können. Relativ kostengünstige Fernsehgeräte mit Digital-TV-Tuner gibt es z. B. hier:
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Antennen-TV ist schon einen Schritt weiter
Schon mehrfach haben wir über den neuen terrestrischen Standard DVB-T2 HD berichtet, der bereits vor einiger Zeit vom Anbieter Freenet TV freigeschaltet wurde. Diesem weichen musste der erste digitale Standard DVB-T, weil dieser keine HD-Qualität senden konnte. Durch den freigelegten Bereich von DVB-T gibt es nun auch mehr Platz für den Mobilfunk-Standard LTE. Doch auch der Empfang von DVB-T2 HD benötigt leider neue Empfangsgeräte, die es für unterschiedliche Preise im Handel gibt. Ein Problem stellt auch die spezielle Codierungsvariante H.265 von Freenet TV dar, denn in anderen Ländern wird DVB-T2 über das ältere Codec H.264 übertragen. Somit sollten Sie bei Ihrer Gerätewahl aufpassen, ob Ihre neue Set-Top-Box, der USB-Stick, der Receiver oder das TV-Gerät auch tatsächlich das DVB-T2 HD von Freenet TV empfangen kann. Hier gibt es eine Übersicht der Geräte, die auf jeden Fall kompatibel sind: https://www.freenet.tv/geraete
Hier entstehen also wie immer sowohl Vor- als auch Nachteile für Kunden. Wir bleiben gespannt, wie Unitymedia seine ambitionierten Ziele umsetzen wird und informieren Sie weiterhin in Bezug auf dieses Thema.