Hörfunksender ziehen auf Astra um
Igor Ovsyannykov auf Pixabay - Frequenzumstellung Hörfunkprogramme

DVB-S2 Frequenzumzug: ARD Hörfunk zieht von MP2 auf AAC-LC um

Jüngst kündigte die ARD einen Frequenzumzug an: Für die öffentlich-rechtlichen Hörfunksender steht auf dem Astra-Satellitensystem via 19,2° Ost ein Transponderwechsel und die Umstellung auf das Audiocodec LC-AAC an. Doch welche Folgen hat das für die Hörer? Und ist es möglich, das ARD-Hörfunkprogramm auch nach dem Frequenzumzug noch mit herkömmlichen Receivern in guter Qualität zu empfangen?

ARD Hörfunk: Umstellung auf DVB-S2 und Audiocodierung AAC-LC ab Juli 2021

Wie vor Kurzem bekannt wurde, plant die ARD einen Frequenzumzug aller öffentlich-rechtlichen Hörfunkkanäle. Der Umzug ist für den 20. Juli 2021 angesetzt. Parallel sollen dann bis Ende 2021 die Hörfunkprogramme auf den bisherigen und auf den neuen Sendeplätzen laufen, um die Umstellung möglichst reibungslos zu gestalten.

Gut zu wissen: Nach der Umstellung wird über die Transponder 39 (Frequenz 11.053 H, SR 22000, FEC 2/3, DVB-S2 – 8PSK) und 61 (Frequenz 10.891 H, SR 22000, FEC 2/3, DVB-S2 – 8PSK) aufgeschaltet.

Doch wieso betreibt die ARD überhaupt diesen Aufwand? Durch den Frequenzumzug lassen sich Kosten einsparen – die Kosten für einen ganzen Transponder auf Astra.

Und auch die Umstellung der Audiocodierung hat wirtschaftliche Gründe. Bisher erfolgte diese im MPEG1 L2 Audioformat. Künftig soll mit AAC Low Complexity (kurz: AAC-LC) codiert werden. Das Format hat den Vorteil, dass bei geringer Übertragungslast eine verhältnismäßig hohe Akustikqualität erzielt werden kann. Die Verbreitung wird somit kostengünstiger.

Folgen der Frequenzumstellung für den Hörer: Das müssen Sie wissen

Das Positive zuerst: Durch den Frequenzumzug und die Transponderumstellung stehen künftig insgesamt 64 Hörfunksender der ARD zur Verfügung. Der Sender „Bremen Next“ ist dann ebenfalls über Satellit zu empfangen.

Doch nicht jedes Empfangsgerät kann die Hörfunksender nach der Frequenzumstellung noch wiedergeben. Notwendig ist ein Empfangsgerät bzw. ein Receiver, der den Empfangsstandard DVB-S2 (normalerweise alle HDTV-Sat-Receiver) verarbeiten kann und zudem die Audiocodierung AAC-LC beherrscht.

Wichtig: Nach dem Frequenzumzug auf die neuen Sendeplätze ist der Empfang mit SD-Receivern nicht mehr möglich. Das kritisieren zahlreiche Hörer zurecht. Die überwiegende Mehrzahl von DVB-S-Set-Top-Boxen und Sattelitentunern an der Stereoanlage können das Audiocodec AAC nicht entschlüsseln.

Wenn die Hardware die neuen Standards verarbeiten und wiedergeben kann, ist nach der Umstellung nur ein Sendersuchlauf notwendig. Normalerweise sind die umgezogenen Hörfunkkanäle dann in der Senderliste auffindbar. Doch was tun, wenn man die ARD Hörfunkprogramme über Kabel empfängt?

ARD Hörfunkprogramme: Erfolgt die Umstellung auch im Kabelnetz?

Viele Kabelnetzbetreiber beziehen ein Satellitensignal und wandeln dieses um. Durch den Frequenzumzug auf Astra 19,2° Ost inklusive Transponderwechsel und Codierungs-Umstellung müssen nun auch Kabelbetreiber aktiv werden.

Bislang unklar ist, ob das AAC-LC Audiocodec wieder recodiert und als MPEG1 L2 Audioformat ausgegeben wird. Da die Kabelnetzbetreiber relativ kurzfristig über den Frequenzwechsel informiert wurden, arbeiten viele noch an einer sinnvollen Lösung.

Audiocodec MP2 und AAC im Vergleich: Das sind die Unterschiede

Zahlreiche gängige Empfangsgeräte können das Audiocodec AAC nicht entschlüsseln. Doch wieso nicht und was sind eigentlich die Unterschiede von MP2 und AAC-LC?

Grundlegendes zuerst: Um Audiodaten senden zu können, werden diese komprimiert und verschlüsselt. Sowohl MP2 als auch AAC sind Verfahren zur Reduzierung von Audiodaten. Vor allem MP2 wird als Standard im digitalen Rundfunk (DAB und DVB) verwendet. Weitaus bekannter ist MP3, das vor allem im Computer- und Internetbereich Verwendung findet. AAC-LC ist ein verhältnismäßig junges Audiocodec, das unter anderem vom Fraunhofer Institut mitentwickelt wurde.

Wie bei allen Komprimierungen im Audiobereich kommt es auf ein ausgewogenes Verhältnis von Dateigröße und Klangqualität an. MP2 ist bewährt und kann von zahlreichen Empfangsgeräten decodiert werden. AAC-LC ist ein noch relativ neues Dateiformat, weshalb viele gängige Receiver das Signal nicht bearbeiten können. Es zeichnet sich jedoch durch eine gute Klangqualität bei geringer Datenübertragungsmenge aus.

Fazit: Umstrittene Frequenzumstellung – Hörer haben das Nachsehen

Mit der Frequenzumstellung der Hörfunksender geht die ARD einen Schritt nach vorne und setzt auf moderne Übertragungsstandards. Doch genau das ist eine Herausforderung für viele Hörer: Zahlreiche Empfangsgeräte können das Audiocodec AAC-LC (noch) nicht entschlüsseln. Zwar glänzt AAC-LC mit geringer Datengröße und verhältnismäßig guter Klangqualität. Doch können die Signale nicht decodiert werden, haben die Hörer das Nachsehen.

8 Kommentare zu “DVB-S2 Frequenzumzug: ARD Hörfunk zieht von MP2 auf AAC-LC um

  1. Wolfgang MARKUS |

    Wenn Sie hier wenigstens Hersteller und Geräte nennen würde, die diese neue Anforderung erfüllen. Die Holine der ARD darf das angeblich nicht. Und bei Geräten, die man im Internet findet, sind auch in den Datenblättern oft unvollständige Angaben. Sollten Sie mir Geräte (Satellit-Empfangs-Boxen) nennen können, die die neue Technik (AAC-LC) beherrschen, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Denn dann wärer der feiertägliche Musikgenuss doch noch gerettet.

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  2. Gunnar Lapainis |

    Es eine riesen Unverschämtheit. Friss oder stirb. Mich hat diese Umstellung nicht erreicht, obwohl ich täglich Radio höre. Plötzlich ist kein Empfang mehr möglich. Ich werde dazu genötigt mir zu überlegen wie ich zukünftig ein Radioprogramm hören kann. Die Kosten für neue Hardware und die Umsetzung bleiben natürlich bei mir hängen.
    Dafür hat ja die ARD die Kostenvorteile. Vielen Dank!

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