Gehören Sie zu den Personen, die ihr Smartphone oder Tablet parallel zum Fernsehen nutzen? Sieben von zehn Zuschauern dürften sich in diesem Moment gerade angesprochen fühlen.
Einige Fernsehformate entdecken hier das ungenutzte Potenzial. Sie rufen zum Beispiel einen eigenen Hashtag ins Leben, unter dem Fans auf Twitter und Co. aktiv über die Sendung diskutieren können. Doch was bedeutet das für Sie als Nutzer und welche Möglichkeiten ergeben sich für Sie?
Inhaltsverzeichnis
Was heißt Interaktives Fernsehen?
Beim Interaktiven Fernsehen steht eine Sendung im Mittelpunkt, welche der Zuschauer durch interaktive Elemente steuern und beeinflussen kann. Dadurch ermöglicht der Sender seinen Zuschauern das Fernseherlebnis individuell zu gestalten und in die Handlung einzugreifen.
Interaktives Fernsehen ist kein Trend der heutigen Zeit. Bereits im Jahr 2000 konnten Zuschauer erstmals im Tatort “Der schwarze Ritter” interaktiv auf Verbrecherjagd gehen, unter der Voraussetzung, dass sie einen “F.U.N.-Universaldecoder” besaßen. Während der Tatort auf den Fernsehern flimmerte, konnte der Betrachter von seinem Sofa aus Krimi-Fragen beantworten. Ob die eigene Antwort richtig oder falsch war, hat jeder Nutzer persönlich erfahren.
Twitter als direktes Sprachrohr
Heutzutage ist das durch die Sozialen Medien natürlich einfacher. Aufgrund der Schnelligkeit stellte sich Twitter über die Jahre als Favorit für die Interaktion mit dem Publikum heraus. Durch gezielt gesetzte Hashtags kann der Sender die Nachrichten filtern und relevante Kommentare vom Publikum in ihr Programm einbinden. Clever! Denn wer die Sendung lieber zu einem späteren Zeitpunkt schauen will, anstatt live die Sendung zu verfolgen, verzichtet auf den direkten Austausch mit anderen Usern. So wird der Zuschauer, fast schon unbemerkt, wieder zum linearen Fernsehen gebracht.
Apps dienen als Brücke zum Interaktiven Fernsehen
Wesentlich mehr Interaktion erlaubt eine spezielle App, die zwischen Fernseher und dem Publikum eine Verbindung herstellt. ProSieben macht es vor und kürt einen seiner Zuschauer zum “Galileo-Quiz-Champion”. Damit die App den Fernseher erkennt, musste der Nutzer die Kamera des Smartphones auf den Fernseher richten.
Auch ARD ruft Rätselliebhaber in seiner Show “Das Quizduell” zur Interaktion auf. Über eine App konnte jeder aus dem Wohnzimmer aus die Quiz-Fragen der Sendung beantworten. Die Antworten wurden direkt im Studio gezeigt und dienten den Kandidaten vor Ort als Orientierung.
Technische Pannen erschweren einen direkten Austausch
Sie als Zuschauer sind elementarer Bestandteil einer Show! Dass das schnell schiefgehen kann, beweisen die Anfangszeiten vom Quizduell, denn es kam immer wieder zu technischen Pannen. Diese sorgten für ordentlich Furore.
Filme mit interaktiven Elementen
Auch Filme interessieren sich für interaktive Komponenten. Kommt Ihnen folgende Situation bekannt vor? Sie sitzen vor dem Fernseher, schauen sich einen Spielfilm an und denken sich “Wieso kann die Figur nicht auf mich hören? Ich hätte die perfekte Lösung!”. Das dürfte in naher Zukunft immer weniger der Fall sein, denn auch in Spielfilmen beziehen Regisseure die Zuschauer immer mehr mit ein.
Der Zuschauer entscheidet: Schuldig oder unschuldig?
Der Film “Terror” von ARD ist ein Paradebeispiel dafür: In dem Film dreht sich alles um die Frage, ob ein Pilot der Luftwaffe des 164-fachen Mordes schuldig gesprochen werden soll. Der Pilot entschloss sich, ein entführtes Passagierflugzeug vom Himmel zu schießen, bevor es möglicherweise in die menschengefüllte Allianz-Arena in München steuerte. Damit hätte er knapp 70.000 Menschen das Leben gerettet. Über den Ausgang des Filmes, also das Gerichtsurteil, stimmten die Zuschauer per App oder Telefon ab. Das Projekt war ein voller Erfolg. 600.000 Nutzer registrierten sich dafür.
Während der Abstimmung hatte das Erste mit einigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Die Technik streikte: Die Internetseite war schwer zu erreichen, die beiden Telefonnummern meist besetzt oder es kam die Ansage “Ihr gewünschter Gesprächspartner ist derzeit nicht erreichbar”.
Sie entscheiden den Verlauf des Filmes
Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern, springen aber auch die privaten Sender auf den Zug mit auf. Im interaktiven Galileo-Event “You Are President” bestimmte Deutschland, was der US-Präsident als Nächstes tun soll. Dabei war das Storyboard breit gefächert: Vom glänzenden Sieg bis totale Katastrophe ist alles dabei.
Wenn Sie sich gerne einmal als Präsident versuchen wollen, dann klicken Sie den Button
Jetzt interagieren!Streaming-Anbieter erkennen Vorteile des interaktiven TVs
ARD musste sich dem Urteil der breiten Masse beugen. Erste Streaming-Anbieter wie Netflix erkennen einen Vorteil, den nur sie bieten können: Denn beim Streamen zählt nur die Meinung des Einzelnen.
Neue Möglichkeiten und Herausforderungen durch interaktive Filme
Zwar öffnet die Interaktion neue Türen für Filmemacher, aber gleichzeitig bedeutet es auch einen enormen Mehraufwand: Es müssen zahlreiche alternative Plots aufgenommen werden, damit sich der Zuschauer entlang der Wahlmöglichkeiten durch den Film bewegen kann.
Abschließende Prognose: Wie wird sich das Interaktive Fernsehen weiterentwickeln?
Der Trend geht immer mehr zu individuellen Handlungssträngen. Perfekt auf den Einzelnen abgestimmt. Netflix kündigte bereits erste Testläufe bei Kinderserien an.