Poker um Übertragungsrechte Fussball
terovesalainen – 292973161 / Adobe Stock | Fußball im Fernsehen anschauen? Ja, aber wie?

Poker um Fußballübertragungsrechte: Wo können Fans demnächst ihren Verein sehen?

Bis vor einigen Jahren war das Leben eines Fußballfans, der nicht häufig ins Stadion konnte, recht simpel. Fußball gab es bei Premiere, später Sky, oder alternativ im freien TV. Die größte Schwierigkeit bestand darin, den korrekten Sender zu finden. Und heute? Fußballrechte sind eine unglaubliche Einnahmequelle für die Vereine, was wiederum dazu führt, dass die entsprechenden Ligen die Rechte hoch handeln. Und dies hat zur Folge, dass die Rechte nicht bei einem Anbieter liegen, sondern aufgeteilt werden. Der heutige Fußballfan muss planen, was er sehen möchte, da er mehrere Anbieter benötigt. Aber wie wird sich die Lage künftig entwickeln? Aktuell wurden und werden die Rechte neu verhandelt. Was müssen Fußballfans also für die kommenden Saisons wissen?

Die Königsklasse: Wer zeigt künftig die Champions League?

Die Champions League ist die »Königsklasse des Fußballs«. Einst als Wettbewerb der nationalen Meister untereinander geschaffen, wurde die Champions League auf bis zu vier Teams eines Lands erweitert. Gerade die Gruppenphase ist heute besonders ausgedehnt, um den Fans möglichst lange spannende Begegnungen mit vielen Teams bieten zu können. Und so, wie sich der Wettbewerb änderte, änderten sich auch die TV-Rechte.

Bis vor zwei Jahren konnten Fans zumindest ein Spiel je Spieltag im Free-TV sehen. Wer erinnert sich nicht an die Duelle zwischen dem Rekordsieger Real Madrid (auch Gewinner des ersten landesmeister-Pokals 1955) und Bayern München? Oder das zweite verlorene Finale von Jürgen Klopp? Erst mit dem BVB, dann mit Liverpool. Der dritte Versuch im vergangenen Jahr kam schon nicht mehr im Free-TV, und das, als »Kloppo« endlich den Deckel auf den Topf setzte.

Aber wie wird es künftig sein? Ein Überblick:

  • Kein Free-TV während der Saison – ab der Saison 2021/2022 wird weiterhin kein Spiel der Champions League im Free-TV gezeigt.
  • Endspiel – die Endspiele der Champions League werden ab 2021 wieder im ZDF frei zugänglich gezeigt.
  • Amazon – Amazon steigt erstmals vollständig in den Fußball ein. Die Spiele am Dienstag werden über Prime Video übertragen. Aktuell ist nicht bekannt, ob die Fußballübertragung zum gewöhnlichen Prime-Abonnement zählt oder nicht.
  • DAZN – der Anbieter, der längst im Fußballgeschäft aktiv ist, hat die weiteren Rechte der Champions League. Laut der Bild-Zeitung hat DAZN alle Live-Rechte, mit Ausnahme des Topspiels am Dienstag, welches Amazon zeigt.
  • Sky – der Pay-TV-Dienst verlor sämtliche Rechte an der Champions League.

Nach dem aktuellen Stand wurde das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ein Sprecher von DAZN gab im Dezember bekannt: »Wir bitten um Verständnis, dass wir zum Ausschreibeprozess der Champions League 2021-2024 aktuell keinen Kommentar abgeben können«. Das liegt mitunter daran, dass andere Streamingdienste und Anbieter Sub-Lizenzen von DAZN kaufen können, sodass es durchaus möglich wäre, dass beispielsweise Sat1 oder ein anderer Sender einzelne Spiele übernimmt.

Wie sieht es mit der Europa League aus?

Fussball Europa League

2008 wurde aus dem unbeliebten UEFA Cup die UEFA Euro-League. Zeitgleich wurde auch der Spielmodus erneuert. Bildquelle: @ charnsitr– 295159827 / Adobe Stock

Die Europa League ist für Fans bislang einfacher zu verfolgen. Der Nachfolger des UEFA-Cups wird teilweise im öffentlichen Fernsehen übertragen, da die RTL-Gruppe einen Teil der Rechte besitzt. Bislang war es so, dass donnerstags jeweils ein Spiel mit einer sich anschließenden Zusammenfassung der weiteren Spiele gezeigt wurde. Und künftig?

  • RTL behält Rechte – die RTL-Gruppe hat die Rechte ab 2021 weiterhin halten können.
  • Zusatz – Insgesamt wurde ein großes Paket erworben, das ebenfalls die Conference League beinhaltet.
  • Ausstrahlung – die Spiele werden bei RTL, RTL Nitro und im Videoportal TVNOW gezeigt.

Der wahre Coup ist jedoch, dass sich RTL die vollumfänglichen Rechte gesichert hat – und somit selbst alle Spiele beider Wettbewerbe in der Hand hat. Insgesamt 846 Spiele in drei Jahren kann der Privatsender nun übertragen. Und wie wird das funktionieren? Der Plan:

  • Top-Spiele – auf RTL und RTL Nitro kommen jeweils ausgewählte Spiele. Vermutlich die Topspiele eines Spieltags und die mit deutscher Beteiligung.
  • Alle Spiele – sie werden über TVNOW gestreamt.

Problematisch erscheint dabei, dass die TVNOW-Spiele kostenpflichtig sind. Für das Streaming-Angebot ist ein Abo notwendig, hinter dem jetzt schon die Sportveranstaltungen stehen. Auch der künftige Fußball dürfte nur per Abo zu sehen sein. Somit fallen für Fans neue Kosten an.

Wo können Fans die Spiele des Pokals und der deutschen Ligen sehen?

Mann schaut Fussball

Die Bundesliga bleibt das Aushängeschild des deutschen Fußballs und soll auch künftig transparent erreichbar sein. Bildquelle: @ sakkmesterke – 113871165 / Adobe Stock

Rund um die ersten beiden Bundesligen erfolgen momentan noch die Verhandlungen rund um die TV-Rechte. Während die DFL die Ausschreibung lukrativ für die Vereine erhöht hat, schaltete sich auch schon das Bundeskartellamt ein und wies auf die »No Single Buyer«-Regel hin, die es untersagt, dass alle Rechte an einen Anbieter gehen. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass die Bundesliga nicht ausschließlich online gezeigt werden darf, respektive, dass ein Pay-TV-Anbieter ebenso Rechte an einen Streamingdienst abgeben muss. Und wie sieht es aktuell aus?

1. Bundesliga und 2. Bundesliga

Der Rechtepoker hält an, sodass keine abschließende Antwort gegeben werden kann. Momentan verhält es sich so:

  • Sky – der Pay-TV-Sender zeigt alle Spiele am Samstag. In der zweiten Liga werden alle Spiele bis auf insgesamt 30 Spiele am Freitag und fünf am Montag von DAZN übernommen. Auch die restlichen Erstligaspiele werden teils über DAZN und teils im ZDF gezeigt.
  • ZDF – insgesamt vier Spiele darf das ZDF in der Saison live zeigen. Das sind die Auftaktspiele nach den jeweiligen Pausen, das Endspiel vor der Winterpause und ein weiteres Spiel. In dieser Saison war das weitere Spiel beispielsweise die Party Eintracht Frankfurt – Bayern München.
  • DAZN – der Streaming-Anbieter übernimmt die weiteren, nicht von Sky gezeigten Spiele. Hinzu kommen die Übertragungen, die vom Eurosport-Player übernommen wurden.

3. Bundesliga

In dieser Liga ist die Sachlage noch sehr einfach, denn auch die Rechte werden erst im nächsten Jahr neu vergeben. Fans haben beim Anschauen dieser Spiele noch Glück:

  • Telekom Sports – über Entertain können Fans alle Spiele der Liga am TV oder unterwegs im Stream sehen. Die Abos hängen nicht von einem Telefonvertrag ab, können also auch einzeln abgeschlossen werden.
  • TV – 86 Spiele werden im öffentlichen TV, meist auf den dritten Programmen samstags gezeigt. Die meisten Spiele werden vom MDR, NDR und WDR übernommen, zugleich kann ein Spiel im Stream zu sehen sein. Leider werden meist jedoch nur zwei Spiele auf drei Sendern gezeigt und eines dieser Spiele auf einem dritten Sender ebenfalls ausgestrahlt. Beispiel: MSV Duisburg – Hansa Rostock wird zeitgleich im WDR und NDR gebracht.

Das öffentliche Rechtepaket beinhaltet neben den Drittligaspielen übrigens auch Relegationsspiele zur dritten und zweiten Liga, wie auch den »Tag der Amateure«, der am Tag des DFB-Pokalfinales von morgens bis abends im ARD läuft.

DFB-Pokal

Die Rechte des DFB-Pokals laufen noch bis 2022. Aktuell herrscht hier folgende Regelung:

  • Sky: alle Spiele werden bei Sky übertragen.
  • ARD: neun Spiele werden frei übertragen.
  • Sport 1: der Sender darf vier Spiele zeigen.

Das Pokalfinale ist natürlich weiterhin in der ARD zu sehen und gehört mittlerweile fest zum Tag des Fußballs, der mit dem Tag der Amateure startet.

Bezahlschranken sorgen für Probleme

Rund um den Fußball gibt es großen Ärger mit den sogenannten Bezahlschranken, also Streaming- und TV-Angeboten, die eigens gebucht und bezahlt werden müssen. Auch aus diesem Grund mischte sich erneut das Bundeskartellamt ein und forderte, dass wenigstens eine gewisse Anzahl an Spielen für jedermann frei zugänglich sein muss.

Eventuell ist das für Fans wieder ein Vorteil bezüglich der Champions League. Es ließe sich, auf Umwegen, durchaus argumentieren, dass Prime allein bereits zu einem Bezahldienst gehört und somit kein weiteres Abo für einen etwaigen Spartenkanal eingeführt werden kann.

Bezüglich der Bundesliga-Rechte kann momentan nur gehofft werden, dass eine gute und solide Lösung gefunden wird. Immer wieder werden neue Player mit ins Spiel gebracht – Netflix zum Beispiel. Die Hoffnung kann immer darauf liegen, dass die Rechte an jemanden gehen, der ohnehin in einem Großteil der Haushalte vertreten ist.

Fazit – banges Abwarten für Fans

Nach dem Schlag, die Champions-League-Rechte verloren zu haben, könnte für Sky mitunter das nächste böse Erwachen kommen. Für Fußballfans hingegen ist nur zu hoffen, dass die Fußballrechte in möglichst wenigen Händen bleiben und nicht an unzählige Unterhändler weitergegeben werden. Geschieht dies, müssen Fans nicht länger einen Spielplan kennen, sondern einen eigenen Plan mit Ausstrahlungsorten aufstellen.

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